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Schmerz = viel komplexer als ursprünglich angenommen!

Die offizielle Definition von Schmerzen wurde, nachdem sie jahrelang (seit 1979!) nicht mehr aktualisiert wurde, dieses Jahr endlich überarbeitet.

Schmerz ist „eine unangenehme sensorische und emotionale Erfahrung, die mit tatsächlichen oder potenziellen Gewebeschäden verbunden ist oder diesen ähnelt.“

Das bedeutet also in erster Linie, dass nicht jeder Schmerz mit einem Gewebeschaden verbunden sein muss!


Schmerzentstehung


Sogenannte Nozirezeptoren/Nozisensoren sind überall in unserem Körper verteilt, die meisten von ihnen liegen als freie Nervenendigungen vor. Und Schmerz wird nur von uns als solcher wahrgenommen, wenn er eine bestimmte Schwelle ("Tor zum Bewusstsein" -> Thalamus) überschreitet.

Dies funktioniert sozusagen nach dem "Alles-oder-Nichts-Prinzip".

Nozirezeptoren reagieren auf chemische Substanzen, z.B. Histamin und Prostaglandine, welche auch im Rahmen einer normalen Entzündung ausgeschüttet werden.



Wenn die freien Nervenendigungen und Nozirezeptoren gereizt werden, melden sie das in Sekundenschnelle über verschiedene periphere Nerven an unser Rückenmark. Diese Information erreicht danach unseren Thalamus und die Großhirnrinde.

Manchmal wird auch ein hemmendes Signal erzeugt, welches dafür sorgt, das Schmerz gar nicht erst wahrgenommen werden kann.

Nicht umsonst leisten wir in Stress-Situationen manchmal Unmenschliches, beispielsweise bei einem Verkehrsunfall. Unser Überlebensinstinkt würde immer zuerst dafür sorgen, dass wir das Auto verlassen bevor es in Flammen aufgeht. Erst wenn wir in Sicherheit sind, würde uns bewusst werden, dass wir uns das Bein gebrochen haben oder Schlimmeres. Für diese Hemmung sind verschiedene Hormone zuständig, z.B. Serotonin, welches mit dem bekannteren Adrenalin verwandt ist.


Verschiedene vom Gehirn ausgehende Faktoren sorgen stets für eine Modulation der Schmerzwahrnehmung, und auch Gefühle, sowohl positiver als auch negativer Natur, können zur Modulation beitragen.

Geburtsschmerzen sind beispielsweise oft mit einem Gefühl der Vorfreude verbunden, des Weiteren ist mit diesen Schmerzen tendenziell eher ein positives Ereignis verbunden, und daher lassen sich diese Schmerzen ggf. auch besser ertragen, als bei einem Verkehrsunfall.


Für die Schmerzwahrnehmung ist unser Großhirn verantwortlich, die Gefühle steuert unser limbisches System bei.








Zum limbischen System gehören:

Der Thalamus, welcher auch als "Tor zum Bewusstsein" bezeichnet wird. Er entscheidet darüber, was wir wahrnehmen und was nicht.

Der Hippocampus, welcher für die Verarbeitung neuer Informationen zuständig ist und diese mit bereits Erlebtem vergleicht. Er hat eine starke Verbindung zur Amygdala, wodurch er gleichzeitig auch eine wichtige Aufgabe bei der Verarbeitung von Emotionen übernimmt.

Die Amygdala spielt bei der Wahrnehmung von Angst und Wut und deren Speicherung, in Verbindung mit bestimmten Ereignissen, eine sehr wichtige Rolle.

Durch die emotionale Komponente ist unser Hippocampus zwar plastisch wandelbar, aber er wird dadurch eben auch anfällig gegenüber schädlichen Reizen, er ist dafür zuständig was, und wie, wir Neues erlernen.

Und wenn uns die Amygdala fehlt, oder sie beschädigt wurde, werden wir furchtlos, neigen zu waghalsigen Manövern und legen auch kein defensiv/schützendes Verhalten mehr an den Tag, weil wir weder Angst noch Furcht verspüren können.

Ein weiterer Bestandteil unseres limbischen Systems ist der Gyrus cinguli, welcher für die Schmerzbewertung und Entscheidungsfindung bei widersprüchlichen Reizen zuständig ist.


Ihr seht, eine ganze Menge spielt sich zuerst in unserem Gehirn ab, bevor wir überhaupt merken, dass die Herdplatte heiß, oder unser Bein gebrochen ist!


Fazit

  1. Jeder Mensch nimmt Schmerzen anders wahr!

  2. Nicht jeder Schmerz ist mit einem tatsächlichen Gewebeschaden verbunden!

  3. Man muss zwischen der physischen Entstehung von (potentiell schmerzhaften) Reizen und der Bewertung dieser als "Schmerz" unterscheiden!

  4. Durch Lebenserfahrung lernen wir Schmerzen überhaupt erst kennen!

  5. Wenn Jemand über Schmerzen klagt, sollte dies immer respektiert werden!

  6. Schmerz passt sich normalerweise in seiner Intensität an, und wird dann weniger stark wahrgenommen. Dennoch kann er sich negativ auf unseren Körper und unser Wohlbefinden auswirken!

  7. Schmerz muss nicht verbal geäußert werden, dies ist nur eine mögliche Ausdrucksweise!

  8. Nur weil ein Schmerz nicht kommuniziert wird, bedeutet das nicht, dass er nicht wahrgenommen wird!


Ich hoffe, Ihr konntet wieder Etwas dazu lernen.


Bleibt weiterhin gesund, und habt trotz Pandemie, eine besinnliche Vorweihnachtszeit!


LG Franzi


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