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Warum eine Entzündung meistens sinnvoll ist

Wenn wir von Entzündungen sprechen, verbinden wir damit meist eher negative Gedanken und Bilder.


Es ist dann allerdings nicht verkehrt, sich einmal zu überlegen, warum unser Körper sich so etwas wie eine "Entzündung" überhaupt einfallen lässt.

Zunächst möchte ich einmal zusammenfassen, was zu den Zeichen einer herkömmlichen Entzündung (ohne Krankheitserreger, wie zB. Bakterien, Viren oä.) dazu gehört.


Stellen wir uns zB. einmal einen angestoßenen kleinen Zeh vor:

  1. der tut zunächst einmal verdammt weh, dh. wir haben bei einer akuten Entzündung Schmerzen unterschiedlicher Ausprägung

  2. der Zeh wird rot und warm, es kommt in dem betroffenen Gebiet zu einer vermehrten Durchblutung

  3. der Zeh wird dick, eine Schwellung entsteht

  4. ein dick angeschwollener Zeh lässt sich meistens auch gar nicht mehr so toll bewegen, wie er das eigentlich sollte. Wir sprechen hier von einer "Funktionseinschränkung"


Was fangen wir nun mit diesem Wissen an? Die typischen Zeichen einer Entzündung kennt jeder , ganz klar.

Deshalb nun kurz einige Informationen zu den Vorgängen die sich hinter diesen Entzündungszeichen verstecken:

  • Die Mehrdurchblutung (Rötung, Überwärmung) dient dem Einschleusen von wichtigen zellulären und humoralen (= "die Körpersäfte betreffend", zB. Blut) Substanzen. Das können Zellen des Immunsystems sein, oder auch Antikörper, wenn es sich um Bakterien oder Viren als Ursache der Entzündungsreaktion handelt.

  • Die Schmerzen gelangen aus Sicherheitsgründen in unser Bewusstsein, meistens macht auch das Sinn!

  • Die Schwellung ist eine Reaktion auf die Mehrdurchblutung, Gefäße werden durchlässig für wichtige Zellen und Botenstoffe.

  • Aus der Schwellung ergibt sich ggf. eine Funktionseinschränkung.

Nun aber zurück zum kleinen Zeh:

Der Zeh wurde in Form eines Traumas (bspw. durch die Bettkante) verletzt, dh. Teile der, durch das Anstoßen zerstörten, Zellwände gelangen in das umliegende Gewebe!

Die Zellwände (Zellmembranen) sind auf biochemischer Ebene eher fettliebend (lipophil, hydrophob), das umliegende Gewebe wasserliebend (hydrophil, lipophob). Und jeder weiß, dass sich Fett und Wasser nicht gut vertragen/verbinden lassen.

Also muss der Organismus reagieren:

Eine entsprechende Substanz wird gebildet (Bradykinin), die in der Lage ist, das "Fett" abzubauen.

Dabei entstehen weitere Substanzen (Brachinonsäure, Arachidonsäure und Prostaglandine).


Prostaglandine sorgen für einen erhöhten Blutfluss und erweitern die Gefäße (Hyperämie und Vasodilatation), in Verbindung mit dem Nervenbotenstoff (Substanz P) wird nun auch der " Schmerz" ausgelöst und gelangt ins Bewusstsein.

Die verletzten Gewebezellen (Mastzellen) haben Histamin und Heparin gespeichert, diese Wirkstoffe werden nun ebenfalls freigegeben. Histamin bewirkt eine Mehrdurchblutung des betroffenen Gewebes (Rötung und Überwärmung), sowie eine erhöhte Durchlässigkeit arterieller Gefäße (Arteriolen), und eine Verengung venöser Gefäße (Venolen). Dadurch wird Blutplasma (flüssige Bestandteile des Blutes) ins verletzte Gebiet abgepresst, die Schwellung entsteht.


Durch die Vielzahl an biochemisch sinnvollen Vorgängen (va. auch die erhöhte Durchlässigkeit der Arteriolen), die nun im Gebiet des armen, kleinen Zehs ablaufen, kommt es zur Ansammlung verschiedenster Zellarten (Neutrophile, Eosinophile, Monocyten, Granulocyten, Komplementsystem und Antikörper bei Infektionen...).

Hier möchte ich besonders auf die Zellen des Immunsystems hinweisen

(weiße Blutzellen -> Leukozyten -> Granulocyten). Denn im Anschluss an die oben beschriebenen Vorgänge, muss natürlich auch wieder aufgeräumt werden!


Ihr könnt Euch also, so genannte, "Fresszellen" vorstellen. Sie gehören zu den weißen Blutzellen, welche durch die erhöhte Membrandurchlässigkeit und Schwellung nun zum Ort des Geschehens gelangen können. Diese Makrophagen (Granulocyten) verspeisen fröhlich alles an zerstörtem Gewebe, was in sie hinein passt. Anschließend sind sie so vollgestopft, dass es zu einer Art "gut riechendem Pups" kommt, in Fachkreisen auch " Chemotaxis" genannt.

Weitere wichtige Zellen des Immunsystems (weitere Leukozyten) werden angelockt, die sich dann an die Gefäßwände andocken und weiter für Ordnung sorgen.


Die Chemotaxis ist auch unabdingbar für die Heilung des Gewebes! Dieser "gut riechende Gewebspups" aktiviert auch ortsständige Zellen des Bindegewebes (Fibroblasten), und die sind wiederum verantwortlich für den Aufbau neuen Gewebes.


FAZIT:

Ohne Entzündung kann keine Heilung stattfinden!


Denk- Anstoß:

Entzündungshemmende Medikamente, wie zB. Ibuprofen, hemmen Prostaglandine.

Dabei sind die doch so wichtig für die Weitstellung und erhöhte Durchlässigkeit der Gefäße, damit weitere wichtige Zellen an den Ort des Schadens gelangen können.

Und wenn diese Kaskade unterbrochen wird, ist natürlich auch der Aufbau neuen, gesunden Gewebes in Gefahr!

Keine Prostaglandine - keine Chemotaxis (im weiteren Sinne) !

Voltaren und andere Entzündungshemmer, Schmerzmittel usw., wirken sich ebenfalls auf die Botenstoffe der Entzündung aus.

Bedenke: keine Wirkung ohne Nebenwirkung!


Es lohnt sich also immer zu überlegen: sind meine Schmerzen nun so stark, dass ich mir anders nicht zu helfen weiß, oder lasse ich meinen Körper lieber so arbeiten, wie er das für richtig hält?


Natürlich haben Medikamente ihre Berechtigung!

Ich habe weder Medizin studiert, noch bin ich Spezialist für Schmerzmedikation, deshalb gebe ich auch keine Empfehlungen für Medikamente!


Ich möchte nur darauf hinweisen, dass unser Körper meistens bei dem "Entstehenlassen" von Entzündungen einen tieferen Sinn verfolgt.

Bei chronischen Entzündungen ist das natürlich nicht der Fall, da gilt es den Teufelskreis zu unterbrechen, zB. durch eine gezielte, multiprofessionelle Schmerztherapie!


Vielen Dank fürs Lesen ! Ich freue mich über Kommentare und einen zivilisierten Austausch.


Liebe Grüße,

Eure Franzi



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